Hier möchte ich eine einfache Anleitung für den Anfänger im Weben bieten. Ich bemühe mich, wirklich jeden Schritt zu erklären. Es ist erstmal egal, ob auf dem Webrahmen oder am Gürtel gewebt wird. Am Webrahmen werden die Fäden miteinander verknotet, am Gürtel wird ein Ende am Gürtel, das andere zum Beispiel an der Heizung befestigt.

 

Das Muster ist ein einfaches Einzugmuster. Es ist leicht zu weben und zeigt anschaulich, was beim Drehen der Brettchen passiert. 

 

Dies ist der Schärbrief für unser Übungsband.

Das Muster entsteht, indem die Fäden in einer bestimmten Reihenfolge unter Beachtung der Schärung in die Brettchen gefädelt und die Brettchen dann in einem bestimmten Rhythmus gedreht werden.

 

Die Zahlen geben die Brettchennummern an. Wir brauchen also

12 Brettchen. 

Die Buchstaben auf der linken Seite des Schärbriefes zeigen an, welche Fäden, durch welches Loch gezogen werden muß.

 

Wie im Bild zu sehen ist, bezeichnet "hinten" immer die Seite des Brettchens, die zu uns zeigt (HO = hinten oben, HU = hinten unten) und "vorne" zeigt von uns weg (VO = vorne oben, VU = vorne unten).

Weil es keine Einheitliche Bezeichnungen gibt, ist die Schärung/die Kartenstellung eins der größten Probleme für den Anfänger. 

Ich verwende für die Schärbriefe auf dieser Seite immer die Kartenstellung (Brettchenstellung)!

Wenn du deine Schärbriefe aus dem Internet hast, versuche herauszufinden, welche Bezeichnung der Autor meint. In den meisten Fällen gibt es irgendwo eine Erklärung.

Für unser Übungsband benötigen wir 24 blaue und 24 weiße Fäden. Webst du auf dem Webrahmen, kannst du einen Faden ausmessen, indem du ihn über die Pegs legst und genug Länge für einen Knoten läßt. Die anderen Fäden mißt du dann einfach an deinem ersten Faden.

Wenn du am Gürtel webst und eine bestimmte Länge erreichen möchtest, hilft dir folgende Formel:

Weil sich die Fäden beim Weben verdrehen, brauchen wir eine Webzugabe, wenn wir eine bestimmte Länge Webstück weben wollen. Außerdem müssen wir die Kette irgendwo befestigen, sei es durch zusammenknoten oder durch Knoten an Gürtel und zum Beispiel Türklinke und wir müssen in der Lage sein, durch das Drehen der Brettchen ein Fach zu erzeugen, dass groß genug ist, dass wir mit dem Schiffchen hindurch können. Dafür geben wir eine Knoten- bzw. Brettchenzugabe.

Ihr werdet die obigen Zahlen schnell an euer eigenes Webverhalten und an das Material anpassen, dennoch sind die Zahlen gerade zu Beginn ein guter Richtwert.

Wir haben also alle Informationen und es ist Zeit, den Webrahmen zu schären.

Für den Beispielbrief spiel es erst einmal keine Rolle, wie wir die Brettchen aufziehen.

Wichtig ist nur, dass durch jedes Brettchen vier Fäden führen und das in allen Brettchen, ausser den Randbrettchen jeweils drei Fäden einer und ein Faden der anderen Farbe ist.

 

Ich nehme mir jeweils die vier Fäden, die ich in ein Brettchen fädeln möchte zusammen, fädele sie in das Brettchen, führe die Fäden je nach gewünschter Länge durch den Webrahmen und knote sie dann nahe des Spannungsregulierungspegs zusammen. 

Nach meiner Erfahrung eignet sich ein dreifacher Überhandknoten, der mit einem doppelten Überhandknoten gesichert wird, am besten, weil er nicht rutscht und sich auch beim Weben nicht wieder alleine löst.

Die Knoten sind im Vordergrund sehr gut zu sehen.

 

Das Chaos der Brettchen ist auch sehr schön zu sehen. Wundert euch nicht, wenn es bei euch auch so aussieht, wir räumen das gleich auf...

Viel schöner, oder?

 

Zum Aufräumen verfahre ich wie folgt:
Ich nehme das letzte Brettchen, das ich aufgefädelt habe, in die rechte Hand und sortiere die anderen Karten nach und nach mit der linken in meine rechte Hand. Somit liegen schon mal alle Karten gerade nebeneinander und sind nicht mehr mit den Fäden anderer Karten verheddert. 

Dann beginne ich von links, die Kartenstellung zu kontrollieren und klappe die Karten gegebenenfalls einfach um, damit sie richtig stehen.

Habe ich alle Karten kontrolliert, gehe ich sie ein weiteres mal durch, um zu sehen, ob sie sich in der richtigen Position befinden. Ist dem nicht so, drehe ich die Karte einfach so lange, bis sie richtig steht.

 

An dieser Stelle lieber ein mal zu oft kontrollieren, als sic anschließend zu ärgern, weil sich doch ein Fehler eingeschlichen hat.

Wenn du noch keinen Faden auf dein Schiffchen gewickelt hast, solltest du das jetzt nachholen, denn wir wollen gleich mit dem Weben beginnen. Für den Schußfaden verwendest du am besten die gleiche Farbe Garn, die du auch für die Randbrettchen verwendet hast. Zwar kann es auch schick sein, eine Kontrastfarbe für den Schuß zu verwenden, allerdings braucht es schon sehr viel Übung, damit die Ränder schön gleichmäßig sind und damit der andersfarbige Faden zur Geltung kommt. Hat man diese Erfahrung nicht, sieht es eigentlich nur unordentlich aus...

Eisstiele sind ein toller Helfer, wenn es darum geht, einen schönen Anfang hinzubekommen.

Du legst einfach einen Eisstiel in das Fach, drehst eine viertel Drehung, legst einen Eisstiel in das Fach und drehst wieder eine Viertel Drehung. Dies solltest du mindestens so lange machen, bis du vier mal Gedreht hast.

Danach schiebst du einfach die Kettfäden auf den Eisstielen so zusammen, dass du das Holz nicht mehr durch die Fäden siehst.

Ist die Breite bestimmt, wechselst du auf das Schiffchen mit dem Schußfaden.

Damit sich der Anfang deines Bandes nicht löst, wenn du fertig bist, legst du den Anfang des Schußfadens einfach ein paar Mal in entgegengesetzter Richtung (zum Schiffchen mit dem Schußfaden) durch das Fach. Lasse an der Seite ein Schlaufe stehen, drehe die Brettchen, schlage im nächsten Fach an und ziehe erst dann die Schlaufen fest. So erhälst du mit etwas Übung einen schönen gleichmäßigen Rand.

Auf diesem Bild siehst du das Band mit einem Rapport von 4/4, also 4 Drehungen vorwärts/4 Drehungen Rückwärts usw.

Du kannst auch sehen, wie der Anfang des Schußfadens nach rechts aus dem Band heraus läuft. Er kann jetzt abgeschnitten werden.

Auch kannst du die Eisstiele wieder heraus nehmen. Sie haben ihren Zweck erfüllt und wären beim Drehen der Kette auf dem Webrahmen nur im Weg.

Wie du hier noch ein mal genauer sehen kannst, entstehen bei einem Rapport von 4/4 Rauten, die sich an den Spitzen berühren.

 

An der breitesten Stelle der Raute und da, wo sich zwei berühren, ist deutlich zu sehen, dass die "Schlingen" der Kettfäden länger sind, als dazwischen. Das ist immer da der Fall, wo die Drehrichtung der Brettchen geändert wird. Dieser Effekt tritt immer auf, wenn die Richtung gewechselt wird, egal, welches Muster gewebt wird.

 

Weiter unten findest du ein Album mit Bildern, wie das Band aussieht, wenn der Rapport geändert wird. Der Rapport steht unten in den Bildern, wobei die erste Zahl immer die Anzahl der Vorwärtsdrehungen angibt. 

Ich hoffe, meine Anleitung war für dich verständlich. Wenn du noch fragen hast, schreibe mir einfach eine eMail. Ich werde versuchen, deine Frage so schnell wie möglich zu beantworten.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und viel Freude an deinen selbstgewebten Bändern!




Und weil es so viel Spaß macht, möchte ich dir hier noch ein paar Bänder zeigen, die auf dem Schärbrief oben basieren. Ich habe sie gewebt, um sie zur Dekoration an eine selbstgenähte Handtasche anzubringen.

Die Randbrettchen 1-3 und 12-14 habe ich immer in eine Richtung gedreht und nur die Drehrichtung der Musterbrettchen 4-11 verändert.

Für dieses Band habe ich die Musterbrettchen in Päckchen aufgeteilt. Das bedeutet, dass bestimmte Brettchen immer zusammen gedreht werden und zusammen die Drehrichtung ändern. 

In diesem Fall sind die Musterbrettchen 4-7 ein Päckchen und 8-11 das andere. Das erste Päckchen wird zu Beginn vorwärts gedreht und das zweite Päckchen rückwärts. Die Raute kann immer dann begonnen werden, wenn alle Musterbrettchen wieder in der Ausgangsstellung sind, das heißt für diesen Webbrief immer nach 4 Drehungen.

Damit ich den "Punkt" in der Raute erhalte, habe ich von der Ausgangsstellung 5x vorwärts und dann 5x rückwärts gedreht.

Sieht kompliziert aus? Ist es gar nicht!

Du beginnst mit einem Rapport von 4/4 und steigerst dich dann: 4/4, 5/5, 6/6, 7/7, 8/8

Bei 8/8 entsteht eine komplette Raute, von da an reduzierst du den Rapport wieder: 7/7, 6/6, 5/5, 4/4

Ich habe 5 einfache Rauten zwischen den Variationen, um etwas Abstand zu haben, was dann so aussieht:

4/4, 4/4, 4/4, 4/4, 4/4, 5/5, 6/6, 7/7, 8/8, 7/7, 6/6, 5/5 und dann wieder von vorne beginnen.

Dieses Muster entsteht, wenn du zu Beginn des Bandes vier Mal vorwärts drehst und dann zu einem Rapport von 6/6 wechselst.